Dem aufgehenden Vollmonde

Willst du mich sogleich verlassen?
Warst im Augenblick so nah!
Dich umfinstern Wolkenmassen,
Und nun bist du gar nicht da.

Doch du fühlst, wie ich betrübt bin,
Blickt dein Rand herauf als Stern!
Zeigest mir, dass ich geliebt bin,
Sei das Liebchen noch so fern.

So hinan denn! Hell und heller,
Reiner Bahn, in voller Pracht!
Schlägt mein Herz auch schmerzlich schneller,
Überselig ist die Nacht.

Johann Wolfgang von Goethe
(1749 – 1832), deutscher Dichter der Klassik, Naturwissenschaftler und Staatsmann

Der Blick zum Himmel . . . .

Der Mensch, wie sehr ihn auch die Erde anzieht mit ihren tausend und abertausend Erscheinungen, hebt doch den Blick forschend und sehend zum Himmel auf, der sich in unermessenen Räumen über ihn wölbt, weil er es tief und klar in sich fühlt, dass er ein Bürger jenes geistigen Reiches sei, woran wir den Glauben nicht abzulehnen noch aufzugeben vermögen.

Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832), Dichter der Klassik, Naturwissenschaftler und Staatsmann

Nachthimmel in der Wüste (Oman)

Ein bewohnter Garten

Die Welt ist so leer,
wenn man nur Berge, Flüsse und Städte darin denkt,
aber hie und da jemand zu wissen,
der mit uns übereinstimmt,
mit dem wir auch stillschweigend fortleben:
Das macht uns dieses Erdenrund
erst zu einem bewohnten Garten.

Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832), deutscher Dichter der Klassik, Naturwissenschaftler und Staatsmann

Blick in den grünen Garten